Jürgen Habermas (* 18. Die Macht, die als „irritierender Grundbegriff“ (DphDdM, S. 298) seiner Theorie fungiert, hat einen zweideutigen Status: Sie soll „gleichzeitig transzendentale Erzeugungs- und empirische Selbstbehauptungsmacht sein“ (DphDdM, S. 300). [4] Habermas war an allen großen theoretischen Debatten der Bundesrepublik beteiligt und bezog zu gesellschaftspolitischen Kontroversen, wie Historikerstreit, Bioethik, deutsche Wiedervereinigung, Europäische Verfassung und Irak-Krieg, mit dem Engagement eines „öffentlichen Intellektuellen“[5] dezidiert Stellung. Für seine Antrittsvorlesung „Erkenntnis und Interesse“ wählte er Horkheimers Aufsatz „Traditionelle und kritische Theorie“ (1937 in der Zeitschrift für Sozialforschung erschienen) als Anknüpfungspunkt. Dagegen setzt er den Begriff einer „kommunikativen Rationalität“, die die „Verständigung“ mit dem Anderen ermögliche (TdkH, Band I, S. 30). Mit der Verknüpfung der unterschiedlichen Sprechakte (Imperative, Konstative, Regulative, Expressive), Geltungsansprüche (Wahrheit, Richtigkeit, Wahrhaftigkeit) und Weltbezüge (objektive, soziale, subjektive Welt) kann er das kommunikative Handeln in „drei reine Typen oder Grenzfälle“ auffächern: Konversation, normenreguliertes und dramaturgisches Handeln. Ihr entspricht die Differenzierung zwischen Teilnehmer- und Beobachterperspektive, da „die Selbsterhaltungsimperative der Gesellschaft (sich) nicht nur in der Teleologie der Handlungen ihrer individuellen Mitglieder, sondern zugleich in den funktionalen Zusammenhängen aggregierter Handlungseffekte durch(setzen)“ (TdkH. Gemeint ist damit keineswegs, wie häufig unterstellt, eine durch partikulare Gruppen- oder Klassen-Interessen gefärbte Erkenntnis. Sein öffentliches Eintreten für die demokratischen Grundwerte verbindet sich eng mit den Grundsätzen seiner Philosophie, die er 1981 in seinem zweibändigen Hauptwerk – der „Theorie des kommunikativen Handelns“- entwickelt hat. Works of Jürgen Habermas (1952–2018), Verzeichnis von Habermas’ Texten seit 2005, Jürgen Habermas diskurstheoretische Reformulierung des klassischen Vernunftrechts, friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de, boersenblatt.net 29. Zielerreichung durch Einwirkung auf andere. Erstere weisen eine „eigentümliche Doppelstruktur“ auf: sie sind zusammengesetzt aus einem „propositionalen“ Bestandteil, dem Aussageinhalt, und einem „performativen“ Bestandteil, der „Intention“ (Absicht), mit der der Aussageinhalt geäußert wird. In der Zeit als Forschungsassistent bei Max Horkheimer und Theodor W. Adorno machte er sich mit den (zum Teil unter Verschluss gehaltenen) Schriften seiner beiden Direktoren und anderer Vertreter der Kritischen Theorie aus der Vorkriegszeit vertraut. [98], Christoph Menke betrachtet Habermas als einen „Denker des Unbedingten“, und zwar der Unbedingtheit von Wahrheit und Gerechtigkeit, in deren transzendierender Kraft die Freiheit bestehe. Heidegger hatte für den Druck das Wort von der „innere[n] Wahrheit und Größe“ der nationalsozialistischen Bewegung nicht gestrichen, was Habermas als Teil der „fortgesetzten Rehabilitation“ des Nationalsozialismus durch „die Masse, voran die Verantwortlichen von einst und jetzt“, scharf verurteilte. Habermas unterscheidet moralische Richtigkeit von theoretischer Wahrheit. 2001 wurde Habermas mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, 2003 wurde ihm der Prinz-von-Asturien-Preis verliehen, und 2004 erhielt er für sein Lebenswerk den mit 364.000 Euro dotierten Kyoto-Preis der Inamori-Stiftung des japanischen Kyocera-Konzerns, eine Ehrung für Kultur und Wissenschaft mit internationaler Bedeutung. Anhand des Konzepts der Öffentlichkeit Am 15. [24], Die Grundgesetzänderung zur Einschränkung des Asylrechts gegen Ende 1992 begriff er als Ausdruck einer „Mentalität des Wohlfahrtschauvinismus“. Die Formen der Rationalität korrespondieren Habermas zufolge mit entsprechenden Handlungstypen. Auch die Hermeneutik Gadamers und die Pragmatik Peirces spielten dabei eine wichtige Rolle. Die Heideggersche Seinsphilosophie – und ihre „grammatologische“ Überbietung bei Derrida – bleibe ein „umgekehrter Fundamentalismus“, der sich nicht von der Problemvorgabe der traditionellen Metaphysik lösen kann und folglich keine Überwindung der Metaphysik darstellt. [68], Das formalistische Moment bezieht sich auf eine Abgrenzung gegenüber materialen Wertethiken, die versuchen, bestimmte Werte als erstrebenswert auszuzeichnen, was zum Problem der Legitimation einer wertenden Rangfolge bestimmter Güter führt. Kurz nach Erscheinen von Erkenntnis und Interesse veröffentlichte Habermas Technik und Wissenschaft als „Ideologie“, eine Schrift, die den Übergang Habermas zur Kommunikationstheorie darstellt und in der – so drückt es der Soziologe Helmut Dubiel aus – „alle Elemente der entfalteten Theorie (des kommunikativen Handelns) schon keimhaft“[45] enthalten sind. So hatte er in seiner Dissertation Das Absolute und die Geschichte (1954) die Entwicklung des Begriffs des Absoluten im Werk Schellings vor dem Hintergrund von Heideggers Sein und Zeit interpretiert. Die Philosophie entwickelte sich „aus dem Horizont des Alten und des Neuen Testaments heraus, wobei sie sich auf die Vergangenheit der griechisch-römischen Antike als ihr Anderes“ bezog. Habermas ist einer der weltweit meistrezipierten Philosophen und Soziologen der Gegenwart. Sprechakte sind danach die Grundeinheiten der menschlichen Rede. Nicht mehr sie selbst, sondern ihr falscher politischer Gebrauch stellt demnach die Ursache der menschlichen Entfremdung dar. Band I, S. 126ff). Der ihm 2015 verliehene Kluge-Preis gilt als der „Nobelpreis der Philosophie“.[103]. Seit den 1980er Jahren erschien eine Reihe von Einführungen in sein Leben und Werk. Des Weiteren ist Habermas gewähltes Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Akademien. Er kritisierte die Annahme, die empirischen Wissenschaften seien unabhängig von den Standards, „die diese Wissenschaften selber der Erfahrung anlegen“. Seine Absicht, nach Weizsäckers Ausscheiden den zukünftigen Schwerpunkt des Instituts ganz auf die Sozialwissenschaften zu legen, war an Dahrendorfs überraschender Absage gescheitert, als weiterer Direktor in das umgestaltete Institut einzutreten, und an der arbeitsrechtlich untermauerten Forderung der ehemaligen Mitarbeiter Weizsäckers aus der Ökonomie-Arbeitsgruppe, in das neu zu schaffende Institut übernommen zu werden.[22]. [48] Normen und Regeln haben einen Sinn, der gedeutet und verstanden werden muss. Sie lösen es auf.“ (Christoph Menke: „Aus der Perspektive der politischen Philosophie gibt es keinen Zweifel daran, dass ein Verschwinden dieser kommunikativen Rationalität auch das Ende unserer Demokratien bedeutet.“ (Seyla Benhabib: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. Jürgen Habermas. 1973 wurde Habermas der Hegel-Preis der Stadt Stuttgart, 1976 der Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa verliehen. Jahrhunderts sieht Habermas (ähnlich wie Ferdinand Tönnies)[38] den öffentlichen Diskurs zunehmend gefährdet. Habermas gilt als ein „Grenzgänger“[94] zwischen Philosophie und Sozialwissenschaften. Habermas erste Veröffentlichung war ein Artikel im Feuilleton in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über Gottfried Benn, in dem er dessen Hörspiel Die Stimme hinter dem Vorhang zum Anlass nahm für eine breitere Auseinandersetzung mit aktuelleren Arbeiten Benns. „Im Anschluß an die Sprechakttheorie“ (TdkH. Jürgen Habermas ist einer von ihnen. Er sucht anhand historischer Beispiele zu zeigen, wie „die politische Öffentlichkeit aus der literarischen“ hervorgegangen ist. [63] Die „Sollgeltung“ moralischer Normen lässt sich einerseits zwar mit rationalen Argumenten begründen; aufgrund des gegenüber dem Wahrheitsbegriff fehlenden Realitätsbezuges ist ihre Geltung aber nur wahrheitsanalog. Band I, S. 151). Band 1 Die Okzidentale Konstellation von … Seine Arbeiten haben die sozialwissenschaftlichen (und philosophischen) Diskussionen im deutschsprachigen Raum und auch darüber hinaus maßgeblich beeinflusst bzw. Band 1 Die Okzidentale Konstellation von Glauben und Wissen. Im Denken von Jürgen Habermas begegnen immer wieder „Spuren einer Auseinandersetzung mit Fragestellungen, die dem Traditionsbestand religiöser Sprache und Praxis zuzurechnen sind.“(1) Das Thema „Religion“ wird von Habermas also nicht einfach ignoriert, wenngleich es gewiß auch nicht im Zentrum seiner philosophischen Arbeit steht. Die Richtigkeit moralischer Urteile stellt sich dabei für Habermas zwar einerseits „auf demselben Wege heraus wie die Wahrheit deskriptiver Aussagen – durch Argumentation“. [102], 1999 verlieh die Theodor-Heuss-Stiftung Habermas für sein lebenslanges, prägendes Engagement in der öffentlichen Diskussion um die Entwicklung von Demokratie und gesellschaftlichem Bewusstsein den Theodor-Heuss-Preis. Habermas habe sich, so Albert, „nach einer langen Entwicklung, die mit einer hermeneutischen Umdeutung des Marxismus und mit einer Betonung des Anspruchs auf Aufklärung begann, nun dazu bereitgefunden, der Aufklärung buchstäblich in den Rücken zu fallen.“[87] Albert kritisierte Habermas Haltung als eine „korrupte Hermeneutik, also eine Konzeption, die die Suche nach Wahrheit dem Streben nach Konsens opfert“. Das strategische Handeln bezieht sich auf die „objektive Welt“ der „Sachverhalte“. Habermas vermittelt dem Leser das Gefühl, an einer sich über Jahrtausende hinziehenden Debatte teilzuhaben. Habermas argues that his speech disability made him think differently about the importance of deep dependence and of communication. Zur Erforschung des impliziten Regelwissens verwendet Habermas die von Austin und Searle entwickelte Theorie der Sprechakte, die er gesellschaftstheoretisch umdeutet.[50]. Nach der Teilschließung des Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt kehrte er nach Frankfurt zurück, wo er von 1983 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1994 einen Lehrstuhl für Philosophie mit dem Schwerpunkt Sozial- und Geschichtsphilosophie übernahm. Sie ist „nicht Chiffre eines metaphysischen Unfalls, sondern Titel einer faktisch vorgefundenen Situation“. vgl. In den „heiligen Schriften und religiösen Überlieferungen“ fänden sich dagegen über Jahrtausende wach gehaltene „Intuitionen von Verfehlung und Erlösung“. Januar 2013 Literarisches Leben – Auszeichnungen, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jürgen_Habermas&oldid=209687947, Hochschullehrer (Goethe-Universität Frankfurt am Main), Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Träger des Sigmund-Freud-Preises für wissenschaftliche Prosa, Träger des Staatspreises des Landes Nordrhein-Westfalen, Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft, Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Mitglied der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste, Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften, Ehrendoktor der Hebräischen Universität Jerusalem, Ehrendoktor der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen, Person als Namensgeber für einen Asteroiden, „Creative Commons Attribution/Share Alike“, Dieser Artikel wurde am 30. Dazu zählen die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (seit 1983), die American Academy of Arts and Sciences (seit 1984), die Serbische Akademie der Wissenschaften und Künste (seit 1988), die Academia Europaea (seit 1989), die British Academy und die Russische Akademie der Wissenschaften (jeweils seit 1994). Habermas unterscheidet in diesem Zusammenhang mit Bezug auf Hannah Arendt zwischen einem Natur- und einem Sozialisationsschicksal. Handeln bestimmt er als ein „Verhalten, das durch Normen geleitet oder an Regeln orientiert ist“. [61] Er charakterisiert seine Diskursethik als eine „deontologische, kognitivistische, formalistische und universalistische Ethik“. Das Buch, dessen ursprünglicher Titel eigentlich „Zur Genealogie nachmetaphysischen Denkens. [92], Jürgen Habermas plädiert seit längerem dafür, dass die proeuropäischen Parteien in einem fiskalischen Konsolidierungskonsens sich nicht mehr in Geber- und Nehmerländer spalten lassen, sondern stattdessen „länderübergreifend zu Kampagnen gegen diese Umfälschung von sozialen in nationale Fragen zusammenfinden“. Die Rationalisierung habe zwar die physische Belastung der Arbeiter reduziert, ihre mentale aber erhöht. Im Jahr 1986 wandte sich Habermas in dem Artikel Die apologetischen Tendenzen in der deutschen Zeitgeschichtsschreibung[23] gegen die – von ihm als revisionistisch bezeichnete – Argumentation einer Gruppe von Historikern (vornehmlich Ernst Nolte neben Michael Stürmer, Andreas Hillgruber und Klaus Hildebrand), den Nationalsozialismus mit dem Stalinismus auf einer Ebene zu vergleichen bzw. Aus dem Ausland kamen unter anderem Johann Arnason, Zoran Đinđić, Hans-Hermann Hoppe, Thomas A. McCarthy und Jeremy J. Shapiro hinzu. Im ersten Kapitel erörtert Habermas zunächst in einer theoriegeschichtlichen Diskussion vier soziologische Handlungsbegriffe unterschiedlicher Herkunft: den teleologischen (Aristoteles), den normenregulierten (Talcott Parsons), den dramaturgischen (Erving Goffman) und den kommunikativen Handlungsbegriff (George Herbert Mead). Auch eine Geschichte der Philosophie“ lauten sollte, will am Leitfaden des Diskurses über Glauben und Wissen einen Durchgang durch die Geschichte der westlichen Philosophie leisten. Er sagte 1999 in einem „Gespräch über Gott und die Welt“ mit dem in den Vereinigten Staaten lehrenden Philosophen Eduardo Mendieta: „Der egalitäre Universalismus, aus dem die Ideen von Freiheit und solidarischem Zusammenleben, von autonomer Lebensführung und Emanzipation, von individueller Gewissensmoral, Menschenrechten und Demokratie entsprungen sind, ist unmittelbar ein Erbe der jüdischen Gerechtigkeits- und der christlichen Liebesethik. Sinn und Zweck dieses Prinzips ist die Möglichkeit einer unparteilichen Urteilsfindung im Fall moralischer Konflikte ohne direkte Bezugnahme auf inhaltliche Fragen. 1. Habermas lehnt weiterhin den „instrumentellen“ Charakter der Sozialwissenschaften ab, die auf die Entwicklung von „Soziotechniken“ abzielten, mit denen wir „gesellschaftliche Prozesse wie Naturprozesse verfügbar machen können“. Danach schrieb er als freier Journalist für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, den Merkur, die Frankfurter Hefte und das Düsseldorfer Handelsblatt. Habermas geht auf die platonische „Verdoppelung“ des Rechts als positives und natürliches Recht ein. Der performative Bestandteil der menschlichen Rede besitzt dabei eine gewisse Priorität, da er den Verwendungssinn des propositionalen Gehalts erst festlegt. [88], Habermas bezieht sich allerdings unmittelbar auf die Religionsphilosophie Kants: „Kants religionsphilosophische Einschränkung der Vernunft auf ihren praktischen Gebrauch betrifft heute weniger die religiöse Schwärmerei als vielmehr eine schwärmerische Philosophie, die sich verheißungsvolle Konnotationen eines erlösungsreligiösen Wortschatzes nur ausleiht und zunutze macht, um sich von der Strenge diskursiven Denkens zu dispensieren. Seine Diskursethik stellt ausschließlich die Sollgeltung moralischer Gebote und Handlungsnormen als das erklärungsbedürftige Phänomen in den Mittelpunkt und schließt damit Fragen nach dem, was es bedeutet, ein gelungenes Leben zu führen, aus dem allein Gerechtigkeitsfragen thematisierenden Bereich der Moral aus. Zu Recht könne sich Habermas mit Karl Jaspers den Titel des Weltbürgers teilen. Religion rückt bei Habermas in den Fokus der Aufmerksamkeit, weil er befürchtet, daß der Fortschritt der Biowissenschaften die Grundlagen der egalitären Gerechtigkeitsmoral erschüttern könnte. Habermas kritisiert eine „Verlagerung des Schwergewichts vom Parlament weg auf Verwaltung und Parteien“ (KuK, S. 20f), womit die Öffentlichkeit auf der Strecke bleibe. 1958 widersprach Habermas in Philosophische Anthropologie (Artikel für Fischer-Lexikon Philosophie) der Auffassung von der unveränderlichen Natur des Menschen. Das kommunikative Handeln ist als zusammenfassender Begriff der drei Grenzfälle zu verstehen und bezieht sich auf alle drei Welten. „Modern“ sind für Habermas Gesellschaften, in denen die tradierten Weltbilder – die ihre Grundlage insbesondere in den Religionen haben – ihre Fähigkeit verloren haben, verbindliche Lebensdeutungen und normative Handlungsorientierung glaubwürdig zu vermitteln, und die infolgedessen gezwungen sind, „ihre Normativität aus sich selber [zu] schöpfen“ (DphDdM, S. 16). Eine solche Soziologie verkenne aber, dass es sich bei gesellschaftlichen Systemen nicht um „repetitive[43] Systeme [handle], für die erfahrungswissenschaftlich triftige Aussagen möglich sind“.[44]. Er differenziert dabei zwischen „instrumentellem“ und „strategischem“ Handeln als Formen erfolgsorientierten Handelns einerseits und „kommunikativem“ Handeln als verständigungsorientiertes Handeln andererseits. Seel resümiert in bewusster Zuspitzung: „Sprache ist die Sprache der Demokratie.“ (Martin Seel: „Anders als Habermas will, lösen die bestehenden Institutionen das Zugleich von Unbedingtheit und Verwirklichung nicht ein. Er unterscheidet drei Entwicklungsstufen: In den 1980er Jahren setzt sich Habermas verstärkt mit philosophischen Strömungen auseinander, die der Moderne kritisch gegenüberstehen. Neben den fachspezifischen Diskursen engagierte sich Habermas öffentlich in aktuellen politischen Debatten über die Eugenik, die Religion und über die Verfassung Europas. Band II, S. 422f). [32] In seiner Abhandlung Soziologische Notizen zum Verhältnis von Arbeit und Freiheit (1958) korrigierte Habermas seine heideggerianische Sicht der Technik. Die Qualität menschlicher Lebensformen bemesse sich folglich danach, „wie in ihnen die Auseinandersetzung um die angemessene Art des Zusammenlebens geführt werden kann“ und wie viele sich daran beteiligen könnten. Wegen der Vielfalt seiner philosophischen und sozialwissenschaftlichen Aktivitäten gilt Habermas als ein produktiver und engagierter öffentlicher Intellektueller. Habermas »seit dem 18. Band II, S. 192). Dazu gibt es bis heute keine Alternative. Literaturverzeichnis Diagnose des Verfalls der Öffentlichkeit war noch von Horkheimer und Adorno beeinflusst, aus deren Perspektive die der Produktion eigene Rationalität die kulturellen Räume absorbiert habe, in denen kritisches Räsonnement möglich war. HABERMAS übernimmt in seiner Philosophie zwar die von der Frankfurter Schule (ADORNO, HORK… [18] Schon Ende der 1960er Jahre hatte er die Position der sogenannten „verfassungsloyalen“ Linken entscheidend mitgeprägt. Von der Zwiespältigkeit in Schellings Denken von Erich Rothacker und Oskar Becker promoviert. Wir seien Beobachter und Kommunikationsteilnehmer in einer Person. angeregt. Die ihm angebotene Leitung des Instituts für Sozialforschung lehnte er ab; stattdessen übernahm er mit Ludwig von Friedeburg die Leitung des „Seminars für Soziologie“, eine auf die Lehre beschränkte Dependance des Instituts. Diese wird in der modernen Gesellschaft notwendig, da dort „Geltung und Faktizität, also die bindende Kraft von rational motivierten Überzeugungen und der auferlegte Zwang äußerer Sanktionen […] inkompatibel auseinandergetreten sind“ (FuG, S. 43). In Italien wurde Habermas in den 1970er Jahren als Vertreter der Kritischen Theorie wahrgenommen und seit Beginn der 1980er verlagerte sich das Interesse auf seine Diskurstheorie der Moral. Enter the email address you signed up with and we'll email you a reset link. To browse Academia.edu and the wider internet faster and more securely, please take a few seconds to upgrade your browser. (DphDdM, S. 33ff). Er unterscheidet – in betonter Abgrenzung zu Poppers „Drei-Welten-Theorie“ – vier Formen des Handelns (TdkH. Diese teleologische Struktur ist für alle Handlungsbegriffe konstitutiv.“. Der Bürger unterstehe zwar „in fast allen Bereichen täglich“ der Verwaltung, was er jedoch nicht als erweiterte Partizipation, sondern als eine Art Fremdbestimmung erlebe, der gegenüber er eine am Eigeninteresse orientierte Haltung einnehme. Je nach Geltungsanspruch existieren unterschiedliche Reparaturstrategien. Dieser Prozess ist für Habermas ein zentrales Merkmal moderner Gesellschaften. Der absehbare Konflikt um seine anstehende Habilitationsschrift bewog ihn zum Wechsel nach Marburg. Er stellt heraus, dass es keine „objektive“ Erkenntnis gibt. Er bringt es auf die griffige Formel: „Frei ist nur der überlegte Wille.“ (FuDINuR, S. 160). Auch die vorliegende Arbeit Zum anderen habe „der noch unbewältigte Naturzustand zwischen den Völkern“ ein solches „Ausmaß allgemeiner Bedrohung“ angenommen, dass sich „ein allgemeines Interesse“ an der Herbeiführung eines „ewigen Friedens“ im Kant’schen Sinne ergibt. Deren Grundgedanken fließen später in die Vorlesungsreihe Der philosophische Diskurs der Moderne ein, die Habermas zwischen März 1983 und September 1984 am Collège de France in Paris, an der Universität Frankfurt und an der Cornell University in Ithaca hält. Um die kritische Funktion von Öffentlichkeit in der Gegenwart wiederherzustellen, müssen „die in der politischen Öffentlichkeit agierenden Mächte dem demokratischen Öffentlichkeitsgebot effektiv unterworfen werden“. In besonderem Maße wurde er von Herbert Marcuse beeinflusst, dem er erstmals 1956 begegnete. Der Begriff deliberative Demokratie bezeichnet sowohl demokratietheoretische Konzepte, in denen die öffentliche Beratung zentral ist, als auch deren praktische Umsetzung. Mit dem Literaturbericht zur philosophischen Diskussion um Marx und den Marxismus (1957) begann Habermas’ Annäherung an Marx und seine Abkehr vom Denken Heideggers. Im Jahr seines Wechsels fand die Debatte mit Niklas Luhmann über dessen Systemtheorie statt (siehe dazu den Abschnitt bei Niklas Luhmann). Habermas führt dabei eine eigenwillige Unterscheidung zwischen den Adjektiven „ethisch“ und „moralisch“ ein. Jahrhunderts. [82] Die englischen, französischen und amerikanischen Philosophen hätten stärker als die deutschen das christliche Glaubensgut („Jerusalem“) und die griechische Philosophie („Athen“) mit dem politisch-republikanischen Denken des antiken „Roms“ verknüpft. Aber diese internationalen Vertragsregimes entziehen sich weitgehend demokratischer Seine Arbeit befasst sich mit kommunikativer Rationalität und der Öffentlichkeit. Rechtliche Regelungen stellen „einerseits faktische Beschränkungen“ dar, denen der strategisch Handelnde sich fügen muss; „andererseits müssen sie zugleich eine sozialintegrative Kraft entfalten, indem sie den Adressaten Verpflichtungen auferlegen, was […] nur auf der Grundlage intersubjektiv anerkannter normativer Geltungsansprüche möglich ist“ (FuG, S. 44). [76], Die Darstellung der Geschichte der westlichen Philosophie anhand des Paradigmas „Glauben und Wissen“ rechtfertigt sich für Habermas aus der „engen Symbiose der griechischen Philosophie mit den monotheistischen Religionen“. Der Kategorische Imperativ dient nach Habermas’ Interpretation der Überprüfung existierender moralischer Normen auf Gültigkeit; er ist als ein „Rechtfertigungsprinzip“ zu verstehen, da nur verallgemeinerungsfähige Maximen berechtigterweise als gültige moralische Normen anerkannt werden können. Er studierte Philosophie, Geschichte, Psychologie, deutsche Literatur und Ökonomie. Handlungskoordination ist hier gleichbedeutend mit dem „Ineinandergreifen egozentrischer Nutzenkalküle“ (TdkH. [6], Habermas wurde mit einer Gaumenspalte geboren und als Säugling daran operiert. Wissenschaftliche Prinzipien sind Habermas zufolge nicht einfach Ergebnis von Forschung, sondern werden durch die Gemeinschaft der Forscher in einem verständigungsorientierten Diskurs aufgestellt. Sie muss die „Rückschritte im Fortschritt“ (DphDdM, S. 80) zu kritisieren lernen, um die Selbstkritik der „mit sich selbst zerfallenen Moderne“ zu ermöglichen. Dies könnte erreicht werden, wenn es zum einen gelingt, eine „Gesellschaft im Überfluss beschleunigt herbeizuführen, die einen von knappen Mitteln diktierten Ausgleich der Interessen als solchen erübrigt“. [57] Ähnliche Formulierung in TdkH. Zumal sich das inkriminierte Wort aus dem Zusammenhang der Vorlesung ergebe und „da diese Sätze 1953 ohne Anmerkung erstmals veröffentlicht wurden“, dürfte unterstellt werden, „dass sie unverändert Heideggers heutige Auffassung wiedergeben“. Beide Perspektiven müssen gleichzeitig betrachtet werden, um das Phänomen der Interaktion von Natur und Geist zu verstehen. Habermas ging in jenem Jahr sogar so weit, der „Alternative für Deutschland“ einen Wahlerfolg zu wünschen: „Ich hoffe, dass es ihr gelingt, die anderen Parteien zu nötigen, ihre europapolitischen Tarnkappen abzustreifen. Ohne jeglichen Zweifel entfaltete Jürgen Habermas mit seinem (bisherigen) Schaffen einen enormen Wirkungungskreis. [99], Eva Illouz würdigt Habermas „herkulisches Bemühen“, die Grundlagen einer sozialen und moralischen Ordnung zu finden, die auf den Kompetenzen gewöhnlicher Handelnder beruhten, artikuliert aber zugleich die Sorge darüber, „ob die Zustimmung der Massen zu den täglichen Verletzungen der Regeln gewöhnlichen Sprechens durch politische Führer, die das Lügen zu einem neuen politischen Stil erhoben haben, dieses Vertrauen in die Ressourcen der gewöhnlichen Sprache nicht als verfehlt erweist.“ Habermas lasse es an Berücksichtigung der Bedeutung von Gefühlen für die politische Orientierung von Menschen fehlen. To learn more, view our, Einsichten und Hemmungen eines Nachmetaphysikers, Baustellen der Vernunft. Dem liege die Intuition zugrunde, dass das positive Recht das natürliche abbilden solle. Seine Werke wurden in 40 Sprachen übersetzt[95] und lösten disziplinübergreifende Kontroversen in Philosophie, Wissenschaftstheorie, Soziologie und Politikwissenschaft aus. Einen starken Einfluss übte darüber hinaus die frühe Lektüre von Georg Lukács’ Geschichte und Klassenbewußtsein aus.